Auf einer richtigen Expedition müssen natürlich auch gewiefte Modifikationen an der Ausrüstung vorgenommen werden. Bei uns mussten die Eisgeräte dran glauben und wurden dank zusätzlicher Schaufelblätter (oder auch „Wings“) kurzer Hand in wahre Multifunktionsgeräte verwandelt. Was lässt sich damit nicht alles anstellen: Löcher buddeln, sich draufsetzen, Kot vergraben, Pinguine mit Sonnenstrahlen blenden, Schlitten fahren… Unsere Kletterelite erhofft sich außerdem, damit überhängende Wächten am Gipfel zu durchbohren – sollen sie mal, solange ich davon nichts auf den Kopf bekomme. Darüber hinaus kann man sich damit während des Kletterns noch wunderbar den Kopf stoßen. OK, wer’s bis hierhin geschafft hat will’s dann wohl doch genau wissen. Also hier die technischen Details für potentielle Wächtendurchbohrer (Mütter und Kinder können hier aufhören zu lesen): Blech drauf, festschrauben, fertsch – ganz nach dem Motto: „Einfacher ist besser“. Fläche des Schaufelblattes ist ca. 150 x 100 mm bei 125 g zusätzlichem Gewicht. |
Nun mögen leidenschaftliche Karohemdenträger berechtigt einwänden, bei solchen sicherheitsrelevanten Geräten sollte auch die Sicherheit gegen Knicken oder Verrutschen gewährleistet werden. Das geschieht bei dieser wunderbaren Konstruktion quasi automatisch. Wie in der Skizze zu sehen zieht die Senkschraube beim Festziehen das 2 mm Alublech in die übergroßen Durchgangslöcher der Haue, die zu diesem Zweck mit zusätzlichen Fasen versehen wurden. Dadurch entsteht ein so genannter Formschluss, der das Verrutschen zumindest bei Benutzung durch einen Durchschnittskletterer verhindert. Außerdem wird das Blech durch die Schraubverbindung an die leichte Wölbung der Haue angeformt, wodurch die Stabilität erhöht wird. Dieses Prinzip sollte auch bei Hauen mit Langlöchern oder größeren Aussparungen funktionieren. Gegebenenfalls muss noch ein zusätzliches Blech als Gegenstück verwendet werden. Ihr kriegt dass schon hin – im schlimmsten Fall ist halt unter der Wächte Schluss. |
Am Wochenende war es soweit. Ein Teil unserer Ausrüstung sollte getestet und die letzten Einzelheiten besprochen werden. Außerdem wollten wir auch in der Gruppe gemeinsam mal etwas unternehmen, sowas nennt sich heute wohl Teambuilding… Leider hatten wir schon vorher die ersten Verluste zu beklagen, Robert und Franz lagen beide darnieder und konnten uns nur ihre besten Wünsche mitschicken. So machten wir uns am Samstag, den 17.12. auf in’s winterliche Gebirge. Um unsere Bereitschaft auf jeglichen Luxus zu verzichten auch wahrhaft zu testen, stellten wir unser Zelt nicht etwa mitten im Wald auf, sondern auf der Wiese hinter dem Häuschen von Michas Eltern (denen wir an dieser Stelle ganz herzlich danken!). Auf Luxus zu verzichten, wenn man keine Wahl hat, kann ja jeder. Die Sauna war buchstäblich in greifbarer Nähe, aber wir widerstanden der Versuchung heldenhaft und harrten tapfer in unserer zünftigen Unterkunft aus — die wir allerdings erst mal aufstellen mussten. Reichlich Schnee und Sturm sowie die fehlende Aufbauanleitung für das Zelt waren suboptimale Voraussetzungen für einen Geschwindigkeitsrekord. Da geht noch was! |
Nach einer kräftezehrenden Besteigung der vereisten Großen Lugsteinnordwand machten wir uns es in unserem Domizil gemütlich und wandten uns der Essenszubereitung zu. Eine liebevoll gebastelte Unterlage für unsere neuen XGKs zur Schonung des Zeltbodens kam nur etwa 10 Minuten zum Einsatz, dann wurden sie wegen anhaltender Ruhestörung aus dem Zelt verwiesen und Barbara, die sich zum Kochen bereit erklärt hatte, gleich mit… Am Abend, es war schon stockfinster und bitterkalt und wir hatten uns langsam in unseren Schlafsäcken eingemummelt, bekamen wir auf einmal Besuch von einem Überraschungsgast. „Von drauß‘ vom Walde“ kam der Weihnachtsmann und brachte uns vier Paar handgestrickte Wollsocken und dazu passende Müffchen — einer musste also weiter frieren. Wer auch immer da in Zinnwald ein Herz für frierende Bergsteiger hatte, wir bedanken uns ganz herzlich, die Socken haben wunderbar warmgehalten. Am nächsten Morgen war es jedoch mit der Heldenhaftigkeit nicht mehr sehr weit her. Als wir die Masse der gefrorenen Wassertröpfchen an der Zeltwand sahen, die nur darauf warteten bei der geringsten Erwärmung auf uns herabzurieseln, beschlossen wir, den Test hiermit zu beenden und das Frühstück in die 50 Meter entfernte Küche zu verlegen. |
Um bei der Planung der Expedition geeignete Strategien und Aufstiegsmöglichkeiten auszuloten, ist gutes Kartenmaterial bzw. Erfahrungsberichte von vorherigen Expeditionen eigentlich unersetzlich — beides gibts jedoch von der Buckland-Region nicht. Die italienische Expedition war immerhin vor fast 50 Jahren vor Ort, und außerdem auf der anderen Bergseite unterwegs. André, einer unserer Kartographen im Team, ist es glücklicherweise gelungen, eine halbwegs aktuelle und vor allem wolkenfreie Satellitenbildaufnahme zubekommen, welche unsere Zielregion abdeckt. Ihre Bodenauflösung ist so gut, dass sie bereits schon im Vorfeld hilft, z.B. Eis– und Felspassagen einzuschätzen oder Möglichkeiten für Lagerplätze zu orten. Kombiniert mit aktuellen Höhendaten wird die erstellte Satellitenbildkarte uns natürlich später auch bei der Navigation im Gelände unterstützen. |